Die Fahrt begann geschmeidig, der Motor summte gemütlich, der Fahrtwind zischelte lustlos um die Dreiecksfenster herum und wir befanden uns kurz nach Hannover auf der Autobahn, ein kleiner Stau, Kupplung, Gang raus, Motor ging aus. Rechts ran, wieder Anlasser betätigt, nur jämmerliches Georgel, aber kein Anspringen, also Warndreieck aufgestellt (Sohn auf 100m-Lauf geschickt) und den ADAC gerufen, keine Ahnung, warum die trotz meiner plus-Mitgliedschaft nicht sofort einen Hubschrauber geschickt haben ... vom Curry-King zum armen Würstchen ist es also nicht weit ...
Ein freundlicher VW-Fahrer sah uns, kehrte um und outete sich als Rekord-E Besitzer mit dem Willen zum helfen, sogar einen Hänger wollte er schnell besorgen.
Wir quatschten etwas und ich versuchte nochmal zu starten, das klappte, also fuhren wir einfach weiter, ADAC wieder abgesagt, Motor lief wir vorher, doch mir schwante das ich ihn nie wieder in den Leerlauf bringen darf, das musste ihn abwürgen, also immer hoffen das kein Stau auftaucht, schon gar nicht in Baustellen ohne Randstreifen, ein echte Gefahr ... ich war doch nervlich leicht angespannt, wollte mich jetzt aber irgendwie durchkämpfen ... wie durch ein Wunder gab es keinen Stau auf den Weg nach Frankfurt.
Als wir von der Autobahn runter fuhren, hielten wir bei der ersten Gelegenheit an, denn auch der Öldruck hatte sich leicht verabschiedet, also erstmal die Motorhaube aufgestellt und wieder Öl nachgefüllt, es hatten sich erhebliche Mengen an vielen Stellen aus dem Motorblock gemacht ...
Plötzlich erdröhnte ein tiefes Grollen aus der Ferne, die Ölfütze unter meinem Auto fing an zu vibrieren, die ersten Bäume verloren ihr zartes Grün, die Menschen brachten sich fluchtartig in Sicherheit und Autofahrer quetschten ihre Karren ängstlich zwischen parkende LKW’s ...
Jupp ist da!
Mit einem ca. 27 Liter großen Messerschmitt-Flugzeugmotor in seinem Diplo V8, krawallte er um die Ecke um mal kurz nach mir zu sehen ... sofort sprang mein Motor erschrocken an und wir tuckerten gemeinsam die letzten Kilometer zu Dr. Heiko ...
Aussen hui, innen hui ... aber ganz innen doch pfui ...
Dr. Heiko zerpflückte mit geschickten Händen diverse Schläuche und legte mit einer Plastikflasche einen Bypass für austretende Öldämpfe, doch der Kolbenringfrass war bereits ins Endstadium gelangt, weiterfahrt unmöglich!
Nein, ich war nicht wirklich geschockt, sondern nur sehr erleichtert das „ES“ endlich passiert ist: der kapitale Motorschaden! Nun konnte auch die letzte dunkle Stelle in Angriff genommen werden. Außerdem war es seit zwei Jahren sowieso mein Wunsch, das Heiko an meinem Wagen irgendetwas schraubt, das darf er nun, denn die Kiste ist ja schließlich direkt vor seiner Haustür zusammengebrochen ... Kosten sind übrigens kein Problem, ich darf das Klavier meiner Tochter verkaufen. Sag mal Heiko, bist Du nicht musikalisch?
Mit bester Laune (ehrlich!) verstauten wir unsere Klamotten in den Leichenwagen
und stiegen in die Schwarze Witwe.
Hoffentlich sind das keine Zeichen ...
Heikos GT auf dem Weg nach Endingen
Während der Weiterfahrt in Rüdigers potenter Witwe, erreichten mich per Handy bereits erste Beileidsbekundungen, auch in Endingen schien es schon jeder zu wissen ... wenn er jetzt genau so schnell repariert wird ...
Nach insgesamt 7 Angeboten von Fabrikneuen Motorblöcken bis hin zu Feingewuchteten Kurbelwellen wird bestimmt bald alles wieder gut ... Endlich in Endingen
Das Leben in freier Wildbahn unter Eingeborenen des gleichen Stammes war schon immer die Erfüllung eines jeden Mannes. So auch in diesem Jahr.
Schöne Autos in großen Mengen:
U-we – U-we – U-we – so riefen die Fussball-Fans von 1954-1972 von den Rängen der großen Stadien. „Uns Uwe“ war ein Markenzeichen für erstklassige Technik und absolute Fairness ... genau dafür steht offensichtlich auch der andere Uwe den ich kennenlernen durfte. Als sein goldenes Restaurationsobjekt auf den Platz kam, hörten sogar die Vögel auf zu zwitschern, ein wirkliches Vorbild perfekter Arbeit, an dem sich eine ganze Mannschaft aufrichten kann:
Der Beweis, das andere Marken auch nicht weniger rosten:
Die Nacktschnecke
Wikipedia: „Als Nacktschnecken werden Schnecken bezeichnet, die ihr ursprüngliches Gehäuse weitgehend reduziert haben. Sie können sich, zumindest im Adultstadium nicht mehr zum Schutz in ihr Gehäuse zurückziehen ...“
Wusste ich’s doch, Wiki hat immer recht:
„OMA“ präsentierte ihr frisch restauriertes GS/E Coupe, uns verbindet eine ganz ähnliche Restaurations-Odysse, beides führte dann auch zu fast dem gleichen Ergebnis:
Die Rückfahrt
Kannes neuer Motor ist wirklich die Wucht: 2,8 S mit 132 PS und feingewuchteter Kurbelwelle, seidig ohne Ende. Am Weidner-Fahrwerk muss noch etwas gefeilt werden, bei Bodenwellen reisst es einen aus den Sitzen und die Federung versucht die Kiste auf die Seite zu schmeissen, bei glatter Autobahn liegt er allerdings sehr gut. Bei 11,2 Liter Verbrauch (!) düsten wir zügig nach Norden ...
Tschüss Kanne, beim nächsten Mal nehm ich Dich mit ... wenn Du Dein Geheim-Projekt abholst ...
Endingen geht auch ohne Auto, cool, oder?
